Euro greift Dollar an - Bush schlägt zurück
Die politische Landkarte
muss mit der Landkarte der Pipelines
in Übereinstimmung gebracht werden
(Richardson, Energieminister unter Clinton)
Liebe FriedensfreundInnen,
unsere nächste Sitzung des AK Frieden ist am Montag, 23.6.2003 um 19.30 in Raum 163 a (Gewerkschaftshaus).
1. Aktuelles
Unter anderem Auswertung unseres auch von den Hamburger Medien stark beachteten Gegengelöbnisses auf dem Hachmannplatz.
2. Neue Verteidigungspolitische Richtlinien
Nicht nur die Verhinderung von weiteren Kriegen sollte Anliegen gewerkschaftlicher Politik sein, auch der Kriegsgrund Ölknappheit selbst fordert eine vorbeugende Politik heraus.
Montag d. 26.5.03 um 19.30
Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60, Raum A, Ebene 9
Vortrag von Peter Klemm
Mitglied im Bund der Energieverbraucher
und im gewerkschaftlichen AK Frieden
Das Öl-Ergebnis des Jugoslawienkriegs:
Die Pipeline AMBO (Albanian Macedonian Bulgarian Oilpipeline) vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer. Das Öl soll von dort in die USA verschifft werden.
Das Ziel des Afghanistankriegs:
Eine Gas- (und evtl. Öl-) pipeline aus Zentralasien zum indischen Ozean.
Die Friedensbewegung hat gefordert: Kein Blut für Öl im Irak. Die Ergebnisse dieses Kriegs stehen noch nicht fest. Nur eins ist schon Geschichte: Das Ölministerium war der einzige Ort Bagdads, der vor Plünderungen geschützt wurde.
Da der Ölförderrückgang weltweit unter Einschluss der OPEC-Staaten auf die Zeit um 2010 prognostizierbar ist, sind weitere Krisen und auch Kriege zu befürchten. Wie z.B. muss man die gegenwärtige Militärpolitik in Europa bewerten, die auf selbständiges Handeln aus ist?
Die Energiefrage wächst sich zu einer ökonomischen und persönlichen Überlebensfrage der Zukunft aus, sie wurde in ihrer Bedeutung überdeutlich sichtbar durch die letzten Kriege. Das politische Schweigen landauf landab, gerade auch im DGB weist darauf hin, dass die Ölfrage allein als Problem der Ölkonzerne und anderer Industriezweige verstanden und abgetan wird.
Die Friedensbewegung muss sich beiden Seiten widmen: Den kriegs(vorbereitenden) Handlungen und der Energiefrage.
Aus „Junge Welt“ – März 2003
Feuilleton
Thomas Immanuel Steinberg
Weltmachttheater
Die Kriegswut der USA resultiert nicht aus ihrer militärischen Stärke, sondern ihrer ökonomischen Schwäche
Die USA bombardieren täglich den Irak und wollen ihn nun, mit oder ohne Zustimmung der UNO, besetzen. Warum? Warum haben sie das arme Afghanistan überfallen, warum Jugoslawien? In seinem Buch »La Chute finale« (deutsch »Vor dem Sturz. Das Ende der Sowjetherrschaft«, Ullstein, Berlin 1982) hatte der britisch-französische Politologe, Historiker und Demograph Emmanuel Todd bereits 1976 schlüssig dargelegt, warum mittelfristig die Sowjetunion untergehen werde. Derselbe Wissenschaftler behauptet nun, nicht die Stärke der Vereinigten Staaten treibe die US-Machteliten von Krieg zu Krieg, sondern ihre Schwäche. Diese trete in ihrer defizitären Handelsbilanz offen zutage. Bisher hätten die USA die fehlende Warenausfuhr durch Kapitaleinfuhr ausgleichen können. Doch nun drohe Kapitalabzug, Verlagerung des Welthandels vom Dollar auf andere Währungen und Abwertung des Dollar. Den Massen in den USA drohe eine drastische Senkung ihres Lebensstandards. Die US-Eliten, bisher durch ihre Kooperation mit den Eliten der restlichen Welt an der Macht gehalten, fürchteten um die heimatliche Basis. Ihr Ausweg heiße Krieg. Auch Nichtökonomen sollten Todds Argument verstehen. Die USA führten 2002 Waren für knapp anderthalb Billionen Dollar ein, doch nur für eine Billion Dollar aus. Die Differenz von 435 Milliarden Dollar ist, was die US-Amerikaner verzehrt, aber nicht produziert haben. Sie zehren – seit Jahren – von den Produkten der Handelspartner, die ihrerseits einen Handelsbilanzüberschuß aufweisen. Das sind vor allem China, Japan, Euro-Europa, Kanada und Mexiko – in dieser Reihenfolge. Bisher glich, wie gesagt, Kapitaleinfuhr dieses Handelsbilanzdefizit aus. Nichtamerikanischen Konzernen schienen Vermögensanlagen in den USA sicherer als anderswo. So flossen die für überschüssige Wareneinfuhr ans Ausland gezahlten Dollar als Zahlungen vor allem für Anleihen, aber auch für Übernahme und Errichtung dortiger Unternehmen zurück in die USA. Deshalb blieb der Wert des Dollar bisher stabil. Doch nach dem Platzen von Börsenblasen wie Enron und, so Todd, vor allem nach den Bilanzfälschungen, z.B. durch Arthur Andersen, könnte der Dollar-Rückstrom versiegen oder sich gar umkehren. Ziehen Japan, Euro-Europa und die Ölländer ihr Kapital ab, droht der Dollarwert zu fallen. Die weltweiten Handelskontrakte würden dann auch nicht mehr in Dollar, sondern zum Beispiel in Euro abgewickelt. Die USA müßten ihren Konsum einschränken. Da außerdem »die Mehrzahl der Waren und Dienstleistungen, die derzeit Eingang in die Berechnung des amerikanischen BIP (Bruttoinlandsprodukts) finden, (...) auf den internationalen Märkten keinen Wert« haben, schätzt Todd die drohende Senkung des Lebensstandards durch vollständigen Ausgleich des Handelsbilanzdefizits auf 15 bis 20 Prozent. Zur Verminderung des chronischen Handelsbilanzdefizits bräuchten die USA Zeit und Kraft. Die wolle oder könne der Hegemon offenbar nicht aufbringen. Er setze vielmehr auf bewaffneten Angriff, Eroberung und Ausbeutung der Ressourcen und Märkte der Welt in der Hoffnung, damit das Vertrauen in die Sicherheit und Ertragskraft von Kapitalanlagen in den USA zu stärken. Todd, und das klingt dann ein wenig europäisch-nationalistisch, hält auch die militärische Stärke der USA für nur äußerlich. Der »pyromane Feuerwehrmann« USA schüre Konflikte zwischen Indien und Pakistan, schlichte nicht zwischen Palästina und Israel und praktiziere auf dem Balkan, in Mittelasien und am Golf einen »theatralischen Militarismus« – aus Schwäche, keineswegs aus Stärke. »Das wahre Amerika ist so schwach, daß es nur mit militärischen Zwergen eine Konfrontation suchen kann.« Todd mißt der endgültigen Entscheidung Großbritanniens für oder gegen den Euro große Bedeutung zu. Die Integration des Finanzplatzes London in die Eurozone könne der amerikanischen Hegemonie »den Gnadenstoß« versetzen. Mit seiner Kernthese, aber mehr noch in der Methode und durch originelle Einzelüberlegungen, weicht der Antikommunist Todd von der bürgerlich-wissenschaftlichen Konvention ab. Statistiken über die Lebenserwartung der sowjetischen fünfzigjährigen Männer gaben ihm 1976 Auskunft über die Zerrüttung des Landes durch Trunksucht. Aus Exogamie-Raten schließt er auf den Grad an ethnischer Integration: 50 Prozent der Ehen jüdisch-stämmiger Männer in den USA werden mit nicht-jüdischen Frauen geschlossen – vermuteter Grund für die Angst US-jüdischer Organisationen vor Bedeutungsverlust und ihre vermehrte Ausrichtung auf die rechtsextreme Politik Israels. Egalitäre oder autoritäre, universalistische oder partikularistische Verhältnisse führt Todd unter anderm auf die je dominanten Familien- und Erbrechtsstrukturen zurück. Demographie und Bildung sind für ihn die Determinanten der Wirtschaftskraft. Gegen den weltbeherrschenden Freihandel, der die wirtschaftliche Ungleichheit gegenwärtig ins Unermeßliche steigert, setzt Todd die Schutzzollkonzeption des deutschen Nationalökonomen Friedrich List. Dank ihrer konnte Deutschland den großen britischen Vorsprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufholen. Zur Lage im Jahre 2002 meint Todd: »Das eigentlich bedeutsame Phänomen in Europa ist die veränderte Haltung der dominanten Wirtschaftsmacht Deutschland. Für den sozialen Zusammenhalt in der Bundesrepublik stellt die amerikanische liberale Revolution eine sehr viel größere Bedrohung dar als das republikanische Modell Frankreichs... Die Europäer sind sich ihrer Probleme mit Amerika, das sie mit ihrer schieren Masse schützt und zugleich unterdrückt, lebhaft bewußt. Spärlich ausgeprägt ist dagegen ihr Bewußtsein dafür, welche Probleme umgekehrt sie den Vereinigten Staaten bereiten.« Deutschlands jahrzehntelange Exportoffensive ist eben ganz wörtlich ein jahrzehntelanger Angriff. Am militärischen Weltfrieden grundsätzlich interessiert, richten die europäischen, besonders die deutschen Machteliten ihre arbeitsfreudigen Massen zu für weitere Produktions- und Verkaufsschlachten. Sie drohen, die Grundlage der US-amerikanischen Hegemonie zu zerrütten. Die US-Eliten fürchten um ihre Macht und wehren sich, hilflos, mit der Bombardierung des Irak. * Emmanuel Todd: Weltmacht USA. Ein Nachruf. Aus dem Französischen von Ursel Schäfer und Enrico Heinemann. Piper, München und Zürich 2003, 13 Euro
Die jW-Buchempfehlung zu diesem Artikel
Emmanuel Todd: Weltmacht USA. Ein Nachruf
Aus: „Junge Welt“ – Januar 2003
Ausland
Thomas Immanuel Steinberg
Krieg um Öl von Karatschi bis Triest
Wie groß sind die kaspischen Gas- und Öllagerstätten? Geht es um mehr als um Transportinfrastruktur? Was haben deutsche Konzerne von den Kriegen?
Für den NATO-Krieg gegen Jugoslawien warb Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping mit der Behauptung, Deutschland müsse humanitär intervenieren helfen. Der linkische Verteidigungsminister erzählte vorm Fernsehen frei Erfundenes über physikalisch unmögliche Gasexplosionen, erklärte Racak zum Ort eines Massakers, das nie stattgefunden hat, und wedelte vor der Kamera mit einem angeblich serbischen Hufeisen-Plan, der, böse Panne, einen kroatischen Titel trug. Wozu so viele Lügen, wozu Joseph Fischers Auschwitz-Verharmlosung während des Krieges, wozu überhaupt dieser Krieg und jetzt auch der gegen – ja, gegen wen eigentlich? Kosovo-Krieg Wer bei Jugoslawien nicht an eine humanitäre Intervention glauben mochte und nach handfesten Interessen suchte, wurde schnell belehrt: Im Kosovo gäbe es nichts zu holen. Einer wußte es besser: Dick Cheney, der heutige US-Vizepräsident, war vor seinem Amtsantritt Generaldirektor der Firma Halliburton Energy und ist immer noch ihr Teilhaber. Die britische Tochter von Halliburton heißt Brown & Root Ltd. Sie hat die Machbarkeitsstudie erstellt für eine Ölpipeline namens AMBO, mit deren Bau im Herbst 2001, also genau zu dem Zeitpunkt begonnen wurde, als die amerikanisch finanzierte UCK auch in Mazedonien die Waffen ruhen ließ. Investitionssumme, wie die FAZ vom 27. August 2001 schreibt: 1,13 Milliarden US-Dollar. Die Trasse führt vom Schwarzmeerhafen Burgas durch Bulgarien und Mazedonien, unweit der Grenze zum Kosovo bis Vlorë an der albanischen Adria. Mit ihrer Kapazität (750000 bbl/d) wird die Pipeline den laufenden Durst von 20 Millionen europäischen Autos stillen können. Über sie wacht die US-Festung Camp Bondsteel in der amerikanischen Besatzungszone des Kosovo – die größte Militärbasis außerhalb der USA seit dem Vietnamkrieg. Ausstattungs- und Versorgungsfirma von Camp Bondsteel: Dick Cheneys Halliburton. Bei AMBO geht es um mehr als eine Balkan-Pipeline für das Konsortium aus den Gruppen BP-Amoco-ARCO, Chevron und Texaco: Es geht um den transeuropäischen Korridor Nummer 8 mit Straßen, Tunnels, Brücken, Schienen, Hafen- und Wasserstraßenanschlüssen, Gas- und Glasfaserleitungen. Es geht um die infrastrukturelle Erschließung aller Profitmöglichkeiten auf dem Balkan. Der Schweizer Zeitschrift Zeit-Fragen zufolge sitzen deshalb die Konzerne Bechtel, Enron und General Electric mit im Boot. Die öffentliche Trade and Development Agency (TDA), der deutschen Hermes-Rückversicherung vergleichbar, hat das Projekt abgesichert. Die »Durchlauf«-Länder Bulgarien, Mazedonien und Albanien dagegen mußten staatliche Souveränitätsrechte an AMBO abgeben und sich zum Schweigen über die Pläne des Konsortiums verpflichten. Michel Chossudovsky, Ökonom an der Universität Ottawa meint: Mit AMBO sollte außerdem Total-FINA-Elf, der italienisch-französisch-belgische Konkurrent, ausgeschaltet werden. Der italienische Ölgigant ENI, unter anderem mit Libyen über eine Mittelmeerleitung gut im Geschäft, hat eine andere Balkanüberquerung für das Öl aus dem Osten im Auge: Vom rumänischen Schwarzmeerhafen Constanca durchs nördliche Jugoslawien zuerst nach Omisalj in Kroatien soll eine Leitung führen, später bis zum italienischen Triest mit Anschluß an das westeuropäische Pipelinenetz. Auch bei diesem, SEEL genannten, Projekt handelt es sich, wie Matthias George in den Schweizer Zeit-Fragen schreibt, um einen der Korridore des paneuropäischen Netzes. Mit der Gefangennahme Milosevics und der Regierungsübergabe an die jugoslawischen Weltbankangestellten in Belgrad ist auch von Jugoslawien nun alle Unterstützung für dieses westeuropäische Konzerngeschäft zu erwarten. Auf der internationalen Konferenz »Adriatic pipeline – new perspectives for transport of Caspian oil to the European markets«, die im Juni 2000 im Rahmen des Inogate-Programms stattfand, sei genau diese Route als profitträchtigste ausgewählt worden. Die politischen Gründe gegen diese Pipeline seien mit dem NATO-Sieg entfallen, und Kroatien bestünde nicht mehr auf einer kostspieligen Umgehung Jugoslawiens via Ungarn. Allerdings hat die US-Airforce im jugoslawischen Abschnitt des SEEL-Korridors vier Brücken in die Donau gebombt – womöglich, um dem AMBO-Konsortium den Vorsprung vor der europäischen Konkurrenz zu sichern. Tschetschenien-Krieg Laut U.S. Trade and Development Agency vom Mai 2000 soll das Öl für AMBO aus Südrußland und Zentralasien kommen, von russischen und georgischen Häfen. Es muß also über den kaukasischen Isthmus zwischen dem Schwarzen und dem noch weiter östlichen Kaspischen Meer. Wie auf dem Balkan war auch hier immerfort Krieg: Georgien gegen die russisch unterstützten Separatisten in Abchasien; Armenien – um Nagorny-Karabach – mit Rußlands Hilfe gegen Aserbaidshan; und vor allem Tschetschenien, mit saudischer Unterstützung, gegen Rußland. Die nordkaukasische Leitung von Baku ans russische Schwarze Meer ist seit 1994 unterbrochen. Die Tschetschenen wollten mehr Wegezoll, als die Russen zahlen mochten. Nun gibt es eine Umgehung sowohl Tschetscheniens als auch Rußlands: eine – allerdings dünne – Ölleitung von Aserbaidshan nach Supsa an der georgischen Küste. Viel wichtiger: Im Bau ist eine gigantische Trasse von den riesigen Tengiz-Feldern in Kasachstan zum russischen Schwarzmeerhafen Noworossisk. Das Förderkonsortium ist zwar amerikanisch dominiert, die Leitungsgebühr aber kassieren russische Konzerne. Auch in der Erdgasbeförderung haben russische Konzerne – hauptsächlich Gasprom – immer noch die Nase vorn: 1. über Belarus (Weißrußland) nach Polen und Deutschland. Das ist der Grund, weshalb die USA Michael Kozak als Botschafter nach Minsk geschickt haben. Er ist ein alter Nikaragua-Contra aus Bush Seniors Zeiten, agitiert gegen die belorussische Regierung und finanziert die Wahlkämpfe der prowestlichen Opposition. Doch Belarus und Rußland halten (noch) zusammen. 2. von Noworossisk über den 2000 Meter tiefen Boden des Schwarzen Meeres nach Samsun in der Türkei. Konsortialführer: die italienische ENI. Im Konsortium sitzt die Ruhrgas AG. Die Meeresbodenleitung, in 2000 Meter Tiefe über Berg und Tal, ist im Bau. Wie können sich die US-amerikanischen Konzerne in dieser Lage den Profit sichern? Der Iran ist mit den USA verfeindet. Er böte sich als billigster Weg zum Meer an, nämlich zum Persischen Golf. Die zweitbeste Wahl für Öl: von Baku über Georgien durch das ehemals kurdisch beherrschte Ostanatolien nach Ceyhan am Mittelmeer. Zwar ist die kurdische Bevölkerung dezimiert worden. Sie könnte nicht mehr, wie die Tschetschenen in Rußland, »auf den Gartenschlauch treten«, also teilhaben am Reichtum über Leitungsrechte. Aber der Weg bis Ceyhan ist lang und die Rentabilität nur bei einem dauerhaft hohen Welt-Ölpreis gegeben. Das Baku-Ceyhan-Konsortium setzt sich freilich genauso zusammen wie das AMBO-Konsortium: US-amerikanisch. Afghanistan-Krieg Für Erdgas, zunächst einmal aus Turkmenistan, ferner auch aus Kasachstan, bietet sich die Strecke zum Indischen Ozean durch Afghanistan und Pakistan. Rußland wäre ausgebootet, ebenso der Iran. Aber auch hier besteht die gleiche Konstellation: Wer bekommt wieviel Wegezoll? 1979 gelang es den US-amerikanisch finanzierten Mudschaheddin, die Sowjetunion zu einem Krieg zu provozieren. Nach großen Verlusten zogen die Sowjets zehn Jahre später ab, und die verbliebenen afghanischen Gruppen zerfleischten sich untereinander. Die Taliban wurden ins Land gebracht, von Saudi-Arabien, Pakistan und den USA finanziert. Sie schienen die Leitungs- und Transportsicherheit jedenfalls soweit gegen rivalisierende Gruppen garantieren zu können, daß der argentinische Konzern Bridas einerseits, die texanische Unocal und die saudische Delta andererseits eine transafghanische Erdgasleitung in Angriff nehmen wollten. Bridas wurde ausgestochen und unterlag bei einer Klage vor einem – texanischen – Gericht. Unocal und Delta handelten 180 Millionen Dollar jährlich mit den Taliban als Wegezoll aus. Die Taliban haben dann aber 1998 die US-Amerikaner, angeblich mit Attentaten, verprellt und wohl das Geschäft allein mit den Saudis machen wollen. Was genau passiert ist, liegt noch im dunkeln. Im August 1998 jedenfalls zog sich Unocal aus den Afghanistan-Plänen zurück, einen Tag, nachdem die USA Stützpunkte der Taliban in Afghanistan bombardiert hatten. Die italienische Zeitung Il Manifesto meint: Die Taliban wollten eine Konkurrenzfront zu den Amerikanern aufbauen. Jedenfalls wurde erst einmal nichts aus der Pipeline. Dafür setzen die Amerikaner jetzt offenbar auf die Nordallianz. Doch stellen sich mindestens drei Fragen: Um wieviel Öl und Gas geht es überhaupt? Geht es nur um Transportinfrastruktur? Was haben die deutschen Konzerne damit zu tun? Die kaspischen Lagerstätten Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, schätzte das Gesamtpotential des Kaspischen Raumes (ohne Iran) 1998 für Erdöl auf gut 18 Milliarden Tonnen, für Erdgas auf zirka 24 Billionen Kubikmeter. »Damit ist es etwa doppelt so groß wie das Potential der Nordsee, steht aber deutlich hinter dem Nahen Osten (137 Milliarden Tonnen Erdöl, bzw. 78 Billionen Kubikmeter Erdgas) ... zurück.« Da eine Milliarde Tonnen Erdöl etwa den gleichen Brennwert hat wie eine Billion Kubikmeter Erdgas, bedeuten die kaspischen Öl- und Gasvorkommen: noch mal ein Fünftel auf den Nahen Osten drauf. Transportinfrastruktur heißt ökonomisch sehr viel: Man denke an die Erschließung des amerikanischen Kontinents durch die Eisenbahn – Rockefeller baute sein Imperium auf dem Öltransportmonopol per Eisenbahn auf, nicht auf dem Öl. In diesem Sinne konnte ausgerechnet Clintons Energieminister, Bill Richardson, die jetzt begonnene Eroberung des kaspischen Raumes quasi ankündigen: »Es geht um Amerikas sichere Energieversorgung. Und auch darum, strategische Querschläge durch die zu verhindern, die unsere Werte nicht teilen. Wir versuchen, die neuerdings unabhängigen Länder nach Westen zu bewegen. Wir möchten, daß sie sich auf westliche wirtschaftliche und politische Interessen ausrichten, statt andere Wege zu gehen. Wir haben politisch erheblich in die kaspische Region investiert, und für uns ist es sehr wichtig, daß die Pipelinekarte und die Politik zusammenpassen.« (Monbiot: A discreet deal in the pipeline. Guardian, 15.02.2001) Die lebendige Internetseite www.emperors-clothes.com (www.tenc.net, auch deutsch) geht weiter. Ihr zufolge versuchen die Vereinigten Staaten nach der gelungenen Auflösung der Sowjetunion nun das russische Umfeld zu destabilisieren und letztlich Rußland zu zerlegen. Dorthin mag die Hoheit über die Rohstofftransportwege, über die Rußland die Hälfte seines Staatshaushalts finanziert, ein wichtiger Schritt sein. Deutschlands industrielles Schwergewicht liegt auf Maschinenbau, Chemie, Straßenfahrzeugbau, Elektroindustrie. Alles, alles davon wird gebraucht für die geplanten Verkehrskorridore, Rohstoffextraktionen, zivilen und militärischen Sicherungsanlagen. Der einzige Kriegsgrund dürften Gas, Öl und Straßen für unsere regierungsamtlichen Exekutoren des Konzernwillens dennoch nicht sein. Es geht auch um die – nun erneute – Teilnahme Deutschlands an einer imperialistischen Schlacht. Das muß auch erst einmal sacken in Volkes Kopf.
Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) ruft für den 14. März auf, in der Zeit von 10 vor 12 bis 12 Uhr die Arbeit niederzulegen. Es ist 10 vor zwölf sagt auch der DGB und beteiligt sich an dieser Aktion. Am 14. März fällt im UNO-Sicherheitsrat die Entscheidung. Durch die Aktion soll der Welt der Friedenswille der arbeitenden Bevölkerung demonstriert werden.
Auszüge aus dem Aufruf:
Europas Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fordern:
Krieg ist keine Lösung
14. März 2003 - 11.50 Uhr
10 Minuten gegen den drohenden Irak-Krieg
Ein Krieg steht unmittelbar bevor. Wir verlangen von Bush und Blair:
Laßt die Waffen ruhen!
Es darf nicht das Recht des Stärkeren gelten!
Nein zum Krieg gegen den Irak!
Nächster Treff des gewerkschaftlichen Arbeitskreises Frieden:
Montag d. 17.03. um 19.30 DGB-Haus
Themen:
1. TeilnehmerInnen berichten von der Friedenspolitischen Konferenz von ver.di v. 10./11.03.03 in Berlin
2. Auswertung letzter und Vorbereitung nächster Aktionen
Am 17.01.03 hat die Hamburger ver.di Landesfachbereichskonferenz Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen einen Beschluß für aktives Engagement gegen den Krieg gefaßt. Beschlußtext siehe Rubrik ver.di
Kommt Zeit, kommt Grund
Unser Öl - unter ihrem Sand?
Washington, 18. Januar 2003
Attac Friedenstour
Yvonne Ridley (Großbritannien), aktives Mitglied der STOP THE WAR COALITION, kommt im Rahmen der attac Friedenstour nach Hamburg.
Yvonne Ridley - Foto: BBC
Die kämpferische Journalistin war im Jahr 2001 Gefangene der Taliban. Nach ihrer Freilassung fand sie Belege für die Vermutung, daß die CIA ihre Ermordung zu provozieren versucht hatte, siehe
http://www.counterpunch.org/dillon1.html
Die attac Friedenstour erreicht am Dienstag, dem 21. Januar um 19 h den Hörsaal F im Philosophenturm der Universität Hamburg, von-Melle-Park 6.
Auf dem Podium: Yvonne Ridley, Aziz Akazaz (Deutsche Orient-Institut) und Thomas Immanuel Steinberg (Gewerkschaflicher Arbeitskreis Frieden Hamburg)
Deputy Webmaster, 15. Januar 2003
Montag, 20. Januar 2003, 19.30 h:
Eine Blutspur legen? Den Zirkus Bush vorführen - Cäsar Bush mit dem dicken Daumen, der nach oben weist (Nordkorea) - oder nach unten (Irak)? Als Kapuzenmänner kleine geheimnisvolle Zettel verteilen mit Hinweisen auf das Verhalten bei inszenierten Attentaten?
Wir werden verabreden, was wir am 15. Februar 2003 auf der Berlin-Demo für ein Zeichen setzen wollen.
Ort: Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60, nahe Hauptbahnhof HH. Raum 163a, 1. Stock - alles ver.di.
Die USA - Zum Frieden zu schwach?
- Vorankündigung -
Warum führen die USA immerfort Krieg? Weil sie die Welt erobern wollen, meinen die einen. Weil sie so schwach sind, daß sie nicht mehr anders können, meinen die andern. Jürgen Wagner, Mitarbeiter der Informationsstelle Militarisierung - IMI - in Tübingen, hat bei VSA eine bündige Analyse vorgelegt: "Das ewige Imperium - Die US-Außenpolitik als Krisenfaktor" ist 2002 bei VSA erschienen, siehe
http://www.vsa-verlag.de/books.php?kat=ap&isbn=3-87975-884-0. Auf Einladung des Gewerkschaftlichen Arbeitskreises Frieden Hamburg kommt Jürgen Wagner in den Norden und stellt seine Thesen vor, und zwar
am Montag, dem 3.
März 2003 um 19.30 h
ins Gewerkschaftshaus nahe Hauptbahnhof,
Besenbinderhof 60,
Ebene 9, Raum A/B
Die Mitwirkung von attac Hamburg, von vsa und vom Hamburger Forum wird angestrebt.
Deputy Webmaster, 14. Januar 2003
Ja, die Jugend, die Jugend
Die DGB-Jugend Hamburg ist gegen jede Form der Beteiligung Deutschlands am Angriff auf den Irak.
Webmaster's Deputy, 2. Januar 2003
Bambule
Ein Grußwort richtete das Mitglied des Gewerkschaftlichen Arbeitskreises Frieden Hamburg, Holger Griebner, an die Bambule-Demo am 21. Dezember 2002. Links - Friedensreden - anklicken.
Irak und der Golf von Tonking
Anfang August 1964 sollen nordvietnamesische Boote im Golf von Tonking zwei US-Zerstörer angegriffen haben. Der US-Kongreß verabschiedete eine Resolution, die den Präsidenten zum Krieg gegen Nordvietnam ermächtigte. Ohne Kriegserklärung bombardierten die USA Nordvietnam und Teile von Kamboscha und Laos. Der Tonking-Angriff war genauso erlogen wie fünfundzwanzig Jahre früher der polnische Angriff auf den Sender Gleiwitz.
Die US-Amerikaner ermordeten im Vietnam-Krieg zwei Millionen Vietnamesen.
Doch es gab Widerstand in den USA. Riesige Demonstrationen richteten sich gegen die Tonking-Lüge.
In diesem Jahr, am 26. Oktober 2002, demonstrierten soviele US-Amerikaner wie seit der Tonking-Lüge nicht mehr. Bilder von den Demonstrationen in den USA und anderswo unter
A.N.S.W.E.R
Webmaster, 1. November 2002
Am Kasernentor - Weitere Demobilder unter arbeiterfotografie
Termin: Montag, der 4.11.02, 19.30 Uhr im Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60,
Ebene 9, Raum A. Veranstalter:
Gewerkschaftlicher Arbeitskreis Frieden Hamburg
Diskussion über Antiisraelismus und Antisemitismus
Am Montag, dem 18. November 2002, um 19.30 h diskutiert der Gewerkschaftliche Arbeitskreis Frieden Hamburg über den Aufsatz aus KONKRET 8/2002 von Günther Jacob: „Israel ist unser Unglück. Antiisraelismus nach dem 11. September: Der erste manifeste Antisemitismus, der den Holocaust nicht mehr leugnen muß.“ Der Autor wird nicht anwesend sein.
Wer teilnehmen möchte und eine Kopie des Aufsatzes für 0,56 Euro zugeschickt haben will, wende sich an frieden.hamburg@berlin.de
Ort: Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60, nahe Hauptbahnhof. Der Raum steht noch nicht fest.
Drop Bush, not bombs
„Drop Bush, not bombs – Laßt Bush fallen, statt Bomben“, riefen die Demonstranten, und ernteten von Bushs Prätorianergarden Würgereien mit dem Polizeiknüppel, Pfeffer in den Augen ihrer Babys (hier nicht gezeigt) und Schußverletzungen durch Plastikgeschosse.
Der verräterisch verfälschende AP-Text unter dem oberen Bild lautet: “Die Bereitschaftspolizei packt einen Demonstranten beim Freimachen der Straßen rund um eine Veranstaltung, die von Präsident Bush in der Innenstadt von Portland, Oregon am Donnerstag, dem 22. August 2002 besucht wurde. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Pfefferspray ein, um Hunderte von Demonstranten von einem Gebiet in der Nähe des Hotels zu vertreiben, in dem Bush ein Fund Raising veranstaltete. (AP Photo/ John Gress)” - Original siehe www.tenc.net .
Merke: Der Widerstand beginnt, wie beim Vietnamkrieg, in der Höhle des Löwen. Er wird sich verstärken, denn Bush hat mehr Angst vor den Leuten, als die Leute vor Bush.
Webmaster, 27. August 2002
Irak und das Neue Große Spiel,
ein Text von Rahul Mahajan, steht seit dem 05. August 2002 in
Counterpunch auf englisch und hier seit heute auf deutsch. Mahajan widerlegt knapp und klar alle amtlich verkündeten Kriegsgründe und kommt ebenso klar zum Kern der Sache. Links - Irak - anklicken.
Ihr Webmaster, 08. August 2002
ver.di sammelt Geld für Soldaten!
links ver.di anklicken.
05. August 2002
"Wir müssen den Kampf zum Feind bringen und den schlimmsten Bedrohungen entgegentreten, bevor sie entstehen."
George W. Bush in der Militärakademie West Point laut Zeit Nr. 24 vom 6. Juni 2002
Achtung, Friedensfreunde! Links - Termine - anklicken!
„
Ruhe Bitte! Was man beim Milosevic-Prozeß nicht hören will“ - von
Thomas Immanuel Steinberg, erschienen in der
jungen welt vom 03.08.2002.
Camp Bondsteel 1999 und 2000
Die größte Festung der Welt außerhalb der USA ist Camp Bondsteel im Süden des Kosovo. Die Bilder zeigen das Camp 1999 und 2000. Das Camp dient der Beherrschung des euroasiatischen Transportkorridors VIII mit der Pipeline von
Burgas in Bulgarien nach Vlorë in Albanien - quer durch den Balkan an der Kreuzung mit dem Korridor von Belgrad nach Thessaloniki. Wie die Machbarkeitsstudien zum Korridor, so stammen auch die Entwicklungs- und Durchführungsarbeiten zu Bondsteel vom Halliburton-Konzern, dessen Generaldirektor der Vizepräsident der USA, Dick Cheney, war. Bilder: US Government
Coleen Rowley meint, die US-Regierung hätte nicht alles getan, um die Anschläge vom 9. 11.2001 zu verhindern.
Foto: Associated Press
Minneapolis FBI agent Coleen Rowley
Siehe
New York Times (gegebenenfalls Gratis-Einschreibung erforderlich)
Gegen Bush - aber mit wem?
Die Friedensrede, gehalten im Movimento, Gewerkschaftshaus Hamburg am Mittwoch, dem 22.05.2002 von Thomas Immanuel Steinberg: - Friedensreden - links anklicken.